Die Strategien der Bitcoin-Mining-Unternehmen zur Rentabilitätssteigerung
Das Unternehmen CoinShares entwickelt nicht nur Investment-Produkte für digitale Vermögenswerte und bietet Dienstleistungen rund um die Vermögensverwaltung sowie den Handel mit Kryptowährungen an. Es ist auch bekannt für Marktforschung und Analysen der Branche, mit denen der Status von Bitcoin als seriöse Anlageklasse untermauert und Investoren bei der Entscheidungsfindung geholfen werden soll. Dabei bietet CoinShares unter anderem auch Einblicke in die Dynamik des Mining -Sektors.
In dem neuesten Bericht beschäftigen sich die Autoren James Butterfill und Max Shannon mit den steigenden Betriebskosten der Bitcoin-Mining-Branche und den strategischen Anpassungen, die die Unternehmen vornehmen müssen, um weiterhin wettbewerbsfähig zu bleiben. Der Bericht dient letztlich auch als strategischer Leitfaden für die Akteure, der Verbesserungsmöglichkeiten aufzeigt.
Steigende Kosten
Laut Schätzungen von CoinShares betrugen die Kosten für die Produktion eines Bitcoin bei allen börsennotierten Mining-Unternehmen im zweiten Quartal dieses Jahres durchschnittlich 49.500 US-Dollar. Dabei sind neben Steuern, Kreditzinsen, Wartungs- und Verwaltungskosten hauptsächlich die Stromkosten ein entscheidender Faktor für den Preis, der von Unternehmen zu Unternehmen stark variiert und letztlich auch zu starken Differenzen bei den Produktionskosten führt.
Es gibt erhebliche Unterschiede bei den Kosten in der Branche, die den unterschiedlichen Zugang zu billigem Strom, betrieblicher Effizienz und Kapitalmanagement widerspiegeln. Während einige Miner mit niedrigen Kosten und hohen Gewinnspannen gut positioniert sind, arbeiten andere mit geringen Gewinnspannen und sind potenziell anfällig für Preisschwankungen bei Bitcoin.
Auszug aus dem Bericht
Beim aktuellen Bitcoin-Preis müssten die meisten Miner eigentlich profitabel sein.
Berücksichtigt man jedoch die Gesamtausgaben, zu denen beispielsweise auch Abschreibungen und aktienbasierte Vergütungen gehören, steigt der Durchschnittspreis auf 96.100 US-Dollar, so der Bericht.
Halvings verschlechtern die Wirtschaftlichkeit
Neben höheren Energiepreisen, dem Anstieg der gesamten Hashrate sowie der Mining-Schwierigkeit und den zunehmenden Investitionen für die Instandhaltung und Erweiterung der Infrastruktur sind vor allem die alle vier Jahre stattfindenden Halving -Ereignisse – bei denen sich die Block -Subvention halbiert – entscheidend für den Anstieg der Kosten.
Im April dieses Jahres fand das vierte Halving statt. Folglich werden nicht mehr 900, sondern nur noch 450 Bitcoin pro Tag emittiert. Dementsprechend sind die Einnahmen und Hash -Preise der Unternehmen rückläufig. CoinShares schätzt, dass der Hash-Preis – also das Maß für die potenzielle Rentabilität der Mining-Unternehmen – sich bis zum nächsten Halving im Jahr 2028 zwischen 50 und 32 US-Dollar pro Petahash pro Tag bewegen wird und dann weitere Tiefststände erreicht.
Eine weitere Metrik sind die Hash-Kosten, die zeigen, wie viel Geld ein Mining-Unternehmen im Durchschnitt jeden Tag für den Betrieb jedes Petahashs pro Sekunde (PH/s) bezahlt. Mit den Hash-Kosten lässt sich die Gesamtkostenstruktur und die Profitabilität eines Unternehmens besser einschätzen als mit dem Hash-Preis. Das Halving hat keinen Einfluss auf die Hash-Kosten, jedoch ist die Rentabilität von diversifizierten Einnahmequellen auch nicht berücksichtigt.
Anpassung der Unternehmensstrategien
Um auf die steigenden Kosten und sinkenden Einnahmen zu reagieren, passen die Mining-Unternehmen ihre Strategien an. In Erwartung einer zukünftigen Preissteigerung von Bitcoin planen sie ihre weitere Expansion, um die gleiche Menge zu produzieren oder die Produktion zu erhöhen. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, sind jedoch immer höhere Investitionen erforderlich.
Bei sinkenden Einnahmen ist die Beschaffung zusätzlicher Barmittel und die Senkung der Energiekosten die einzige Möglichkeit, die Bilanz zu stützen und Investitionen zu finanzieren.
Auszug aus dem Bericht
Durch den eingeschränkten Zugang zu Krediten beziehungsweise aufgrund der ungünstigen Kreditbedingungen müssen die Unternehmen oft alternative Finanzierungsquellen erschließen. Dies geschieht häufig durch die Ausgabe von Aktien, die jedoch zu einer Verwässerung der Aktionärsanteile führt und sich entsprechend negativ auf den Aktienkurs auswirken kann. Ein Belastungsfaktor für die Aktienkurse der Miner ist zudem die Ungewissheit über künftige Einnahmen nach dem Halving.
Die Volatilität des Bitcoin-Preises und der Einnahmen verstärkt die Ungewissheit und das wahrgenommene Risiko eines Mining-Unternehmens und wirkt sich ebenso auf die Zugänglichkeit zum Kapitalmarkt beziehungsweise zu finanziellen Mitteln aus.
Während verschuldete Unternehmen, wie zum Beispiel Argo und Stronghold, sich verkleinern müssen und dadurch das Wachstum schwer finanzieren können, verfügen viele Mining-Unternehmen über hohe Barreserven und eine geringe Verschuldung. Aufgrund der hohen Bar- und Sachausgaben und der Natur des Bitcoin-Minings bleiben die meisten Miner größtenteils jedoch unrentabel. Dabei steigen oft auch die aufgelaufenen Verluste an.
Die Optimierung der Mining-Hardware und die Steigerung der Energieeffizienz sind meist Maßnahmen, um die Rentabilität zu verbessern. Möglicherweise kann ein Standortwechsel zu günstigeren Stromkosten und steuerlichen Vorteilen führen. In dem Bericht werden vor allem einige Hedging-Strategien beschrieben, wie das Energiemanagement oder die Diversifizierung.
Energiemanagement
Eine Möglichkeit der Mining-Unternehmen, die Profitabilität zu erreichen und die Betriebskosten zu senken beziehungsweise Kosten zu sparen, sind Maßnahmen zur Reduzierung oder Begrenzung (en. curtailment) des Energieverbrauchs in Zeiten hoher Strompreise oder geringer Rentabilität.
Durch spezielle Demand-Response-Programme erhalten die Unternehmen von dem Stromnetzbetreiber auch Entschädigungszahlungen, damit sie den Verbrauch während Spitzenzeiten reduzieren oder einstellen und damit zu einer Stabilisierung des Stromnetzes und der Strompreise beitragen. So hat beispielsweise Riot im zweiten Quartal 2024 13,9 Millionen US-Dollar an Gutschriften erhalten.
Die Mining-Unternehmen können durch diese gezielte Steuerung ihre Energiekosten optimieren, ohne die langfristige Effizienz ihrer Hardware zu beeinträchtigen, und gleichzeitig die Gesamtrentabilität des Betriebs erhöhen. Zusätzlich lassen es einige Stromverträge zu, dass die Unternehmen ungenutzten Strom verkaufen.
Diversifizierung
CoinShares hat festgestellt, dass bei steigendem Bitcoin-Preis und wachsender Hashrate eine direkte Investition in Bitcoin bessere Renditen erzielen könnte als das Mining. Ein deutlicher Anstieg der Transaktionsgebühren würde die Rendite des Minings an die der Direktinvestition angleichen, doch dadurch würden diejenigen Miner benachteiligt werden, die ihren Betrieb einschränken.
Aus diesem Grund gehen immer mehr Mining-Unternehmen Kooperationen ein und diversifizieren ihre Einkommensströme – zum Beispiel durch Künstliche Intelligenz (KI). Während das Mining im Hintergrund läuft, führt KI zu regelmäßigen Umsätzen, verbessert die Rentabilität und treibt das Geschäft an.
KI stellt eine stabilere und vorhersehbarere Einnahmequelle dar, sodass die Miner, die Einnahmen aus dem KI-Betrieb generieren – die sogenannten „Mullet Miners“, wie Core Scientific, Hut-8, Hive, Bit Digital und Iren – meist einen besseren Zugang zu den Kapitalmärkten haben und dadurch operativ flexibler sind als reine Mining-Unternehmen. Dies ermöglicht letztlich höhere Investitionen, ohne eine Verwässerung der Aktien.
Übernahme vs. Neubau
Eine weitere Möglichkeit, das eigene Wachstum kosteneffizient voranzutreiben, ist die Übernahme von bereits bestehender Infrastruktur. Laut dem Bericht ist die Übernahme rentabler als der Neubau.
So hat Riot für den Ausbau der Corsicana-Anlage mit Immersionstechnologie 881.000 US-Dollar pro Megawatt gezahlt, während Mara für die Übernahme der Infrastruktur mit luftgekühlten ASICs mit 450.000 US-Dollar pro Megawatt knapp die Hälfte aufbrachte. Auch die Übernahme von Stronghold durch Bitfarms war kosteneffizienter als der Neubau der Anlagen.
Das kosteneffizienteste Wachstum wird durch den Erwerb bereits bestehender Anlagen von angeschlagenen Partnern erzielt, anstatt sie selbst zu bauen.
Auszug aus dem Bericht
Fazit
Die unermüdlichen Bemühungen der börsennotierten Bitcoin-Mining-Unternehmen, ihre Wettbewerbsfähigkeit aufrechtzuerhalten und die Kosten zu senken, werden vor allem durch die Natur des Bitcoin-Minings selbst befeuert. Da sich alle vier Jahre die Block-Subvention halbiert, sind immer mehr Investitionen nötig, um die Einnahmen zumindest konstant zu halten. Für zukünftiges Wachstum sind Investitionen notwendig.
Die Unternehmen müssen auch die Interessen ihrer Aktionäre berücksichtigen, indem sie Werte schaffen und möglichst auf eine Verwässerung der Unternehmensanteile verzichten. Zusätzlich steigt die Konkurrenz durch privates Home-Mining, weitere Wettbewerber und sogar Nationalstaaten, wodurch die langfristige Wirtschaftlichkeit des Bitcoin-Minings zunehmend unter Druck gerät.
Durch verschiedene Strategien, wie die Reduzierung der Energiekosten durch bestimmtes Energiemanagement, die Optimierung der Mining-Hardware, die Schaffung diversifizierter Einnahmequellen oder die Übernahme bereits bestehender Infrastruktur, probieren die Unternehmen kontinuierlich und kosteneffizient ihr Wachstum voranzutreiben und wettbewerbsfähig zu bleiben.
Das Engagement der Unternehmen macht das Bitcoin-Netzwerk letztlich auch zunehmend sicherer, wodurch nicht nur das Interesse weiterer Teilnehmer geweckt, sondern auch der Bitcoin-Preis beflügelt werden könnte.
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