Krypto-App Bison will mehr über eure Wallet wissen
Es war nur eine Frage der Zeit, bis es beginnt. Die EU hat die „Transfer of Funds“-Regulierung beschlossen, und die beliebte App Bison führt sie in Deutschland als erstes ein. Für Kunden wird es nun etwas ungemütlicher.
Wenn ihr künftig mit einer eigenen Wallet Coins von oder zu der Krypto-App Bison sendet, wird diese genauer wissen wollen, ob es wirklich eure Wallet ist.
Denn die App, die zur Börse Stuttgart gehört, führt als erstes deutsches Unternehmen die „Transfer of Funds“-Regulierung ein (ToFR). Diese, auch bekannt als „ Travel Rule „, verlangt, dass Krypto-Dienstleister wie Börsen Informationen über Sender und Absender erheben, wenn ihre Kunden Kryptowährungen überweisen, darunter eure Anschrift und euer Geburtsdatum.
Solange die User ihre Coins von Börse zu Börse überweisen, läuft ToFR schön im Hintergrund ab. Die eine Börse sendet Userdaten zur anderen, und so begleitet ein Gewebe privater Informationen eure Transaktionen, ohne dass ihr davon viel mitbekommt. Bei Bison müsst ihr künftig lediglich den Namen des empfangenden Dienstleisters angeben, also etwa „bitcoin.de“.
Anders wird es, wenn ihr eine eigene Wallet benutzt. In der Welt der Finanzregulierung ist das eigentlich gar nicht vorgesehen. Der Regulierungs-Speak nennt dies eine „self-hosted Wallet“, was in gewisser Weise ein poetischer Angriff auf Bitcoin ist, da damit eine ganz normale Wallet, wie sie seit je üblich ist, zum Sonderfall deklariert wird. Für die nationalen Regulierer sind Wallets eine Herausforderung, die sie unterschiedlich beantworten. Die übliche Lösung ist es, dass Dienstleister User-Wallets verifizieren müssen.
So handhabt es auch Bison. Wenn ihr fortan mit Bison und einer eigenen Wallet operiert, um Coins ein- oder auszuzahlen, und der Betrag einer oder einer Reihe von zeitlich rasch aufeinander folgenden Transaktionen 1.000 Europ übersteigt, müsst ihr nachweisen, dass die Wallet euch gehört. Ein solcher Beweise gilt dann immerhin ein Jahr lang.
Um zu beweisen, dass eure Wallet euch gehört, müsst ihr den „Satoshi-Test“ durchlaufen. Dazu muss man von seiner Wallet einen kleinen Betrag an eine Adresse von Bison senden. Diese Art von Test hat den Effekt, dass ihr keine jungfräulichen Adressen mehr verwendet könnt, sondern nur eine, die mindestens eine Transaktion versendet hat. Damit liegt der öffentliche Schlüssel der Adresse bereits auf der Blockchain, was im – bisher unwahrscheinlichen – Fall eines Quantenangriffs auf ECDSA-Signaturen ein erheblicher Sicherheitsnachteil sein wird.
Das größere Problem ist aber natürlich, dass ihr damit offiziell eure Adresse mit eurer Identität verknüpft. Damit verdichtet sich das Informationsgewebe, das wie eine Layer-2 über der Blockchain liegt und Adressen mit Identitäten verknüpft.
Bison ist das erste deutsche Krypto-Unternehmen, das ToFR einführt – aber gewiss nicht das letzte. Denn Bison reagiert damit lediglich auf die EU-Regulierung, welche ToFR ab dem 31. Dezember 2024 in der ganzen Union verbindlich macht. Auch außerhalb der EU soll die Travel Rule gelten, am besten global, wie es die Financial Action Task Force vor einigen Jahren bestimmt hat. In der Schweiz gelten diese Regeln etwa schon seit geraumer Zeit .
Künftig werdet ihr also nur schwer darum herumkommen, dass Börsen eure Postanschrift austauschen und genau wissen wollen, ob eine Wallet euch gehört. Es wird gewiss noch Regulierungsoasen geben, in denen Börsen ohne Travel Rule arbeiten dürfen, aber über kurz oder lang wird es voraussichtlich einen Verdachtsfall der Geldwäsche markieren, wenn eure Coins mit solchen Börsen Kontakt hatten, ähnlich, wie es heute schon mit Mixern gehandhabt wird.
Die einzige Alternative, die ihr dazu habt, wird es sein, auf Börsen zu verzichten, und eure Coins zu den größtmöglichen Teilen auf eurer eigenen Wallet zu lassen. Wie die meisten Regulierungs-Schikanen setzt auch diese Anreize, Bitcoins zu hodlen anstat zu verkaufen – was, nun ja, gut für Bitcoin ist.
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